Nachdem sich die Saare 38.2 als interessant herausgestellt hatte, wurden die Spezifikationen im Detail im Laufe des Winter 2021/22 mit dem Hersteller / Lieferanten bis zur Auftragsreife entwickelt. Aus dem Lastenheft (in unserer Branche URS = User Requirements Specification genannt) entstand ein Pflichtenheft (in unserer Branche Design Specification genannt).
Es wurde auch hier die gängige Erfahrung bestätigt, dass ein Boot zum Listenpreis in der Regel nicht übergabereif und segelfertig ist.
Zahlreiche Optionen zur Komplettierung ergaben deutliche Preisaufschläge auf den Listenpreis und die Saare stellte sich als keineswegs preisgünstig heraus. Gemessen an der Ausstattung ist sie aus heutiger Sicht nicht preisgünstiger als die Konkurrenz. Genau hier kommt aber die Bedeutung einer vorherigen Formulierung der Anforderungen (im Lastenheft) zum Tragen, um eine Vergleichbarkeit aller Kriterien zu ermöglichen. Die Bereitschaft zum customizing (also Eingehen auf Kundenwünsche) war hier aber deutlich stärker ausgeprägt als beim Wettbewerb, macht sich aber natürlich dann auch im Gesamtpreis bemerkbar.
Mit einem Lastenheft (und dem daraus abgeleiteten Pflichtenheft) werden auch Enttäuschungen bei der Übergabe vermieden, die aus vorher nicht hinreichend artikulierten und auch nicht kommunizierten Erwartungen resultieren. Da das Lastenheft schriftlich erstellt wird, ergibt sich der Vorteil, dass man über die niedergelegten Spezifikationen noch einmal schlafen kann (und dann womöglich am nächsten Morgen aufwacht und sich fragt, was für ein sinnloses Zeug man da zusammengeschrieben hat). Die letztendlich für Vergleiche oder gar die Bestellung verwendete Fassung des Lastenheftes kann also für sich eine gewisse Reife der Anforderungen in Anspruch nehmen.
Der Vergleich mit der Konkurrenz war u.a. wegen der Gründe der Nicht-Weiterverfolgung bei den Wettbewerbern nur beschränkt möglich (so war die Bereitschaft beim Wettbewerb, auf persönliche Wünsche einzugehen, dort geringer ausgeprägt als bei der Saare).
Am Ende steht man vor der Entscheidung, was einem die im Lastenheft formulierten Vorgaben tatsächlich wert sind oder ob bei einem Verzicht auf die eine oder andere grundsätzliche Option (wir sind in dieser Phase noch vor der Detaildefinition des Pflichtenhefts) dann doch lieber insgesamt Abstand von diesem Vorhaben genommen werden sollte oder gar der Wunsch nach einem eigenen Boot unter diesen Umständen eben einfach grundsätzlich nicht realisierbar ist.