Während der Bauphase hatten wir im September 2022 Gelegenheit die Werft in Estland zu besuchen.
Zu diesem Zeitpunkt war der Rumpf bereits fertig und entformt, das Deck aber noch nicht aufgelegt. Am Deck erfolgten gerade noch restliche Laminierarbeiten, die wir beobachten konnten.
Einige Schotten waren bereits eingebaut, andere fehlten noch. Kielaufhängung, Bilgenkonstruktion und Motorsockel waren gut zu erkennen (weil noch nicht durch andere Teile zugebaut).
Die Aufbringung des Decksbelages war gerade im Gange und bewies die Präzision und Professionalität der dort tätigen Bootsbauer. Ein Farbvergleich gegen ein geeichtes Farbnormal bestätigte exakt die spezifizierte Rumpffarbe (RAL 5003) obwohl es das erste Boot aus dieser Werft mit dieser Farbe ist.
Ein paar Ausschnitte im Rumpf zeigten nicht nur die Wandstärke und Qualität (z.B. Blasenfreiheit und Homogenität) des Rumpflaminats, sondern auch die Präzision bei größeren Rumpfausschnitten (z.B. Saildrive oder Bug- und Heckstrahler). Ebenso richteten wir unser Augenmerk auf die Lagerung und Einlaminierung des Ruderkokers als eine der bekannt kritischen Stellen an Rümpfen. Wir rechnen in unserem Fahrtgebiet zwar nicht mit Orca-Attacken, aber repräsentativ für die gesamte Qualität sind solche Stellen allemal.
Nach eigener früherer aktiver Beteiligung an einem kompletten Neu-/Eigenbau eines Hanseat 69 (inkl. Rumpf und Deck) trauten wir uns eine Einschätzung zur handwerklichen Qualität zu und waren positiv beeindruckt: alle Beteiligten machten einen absolut professionellen Eindruck und waren mit einer Ernsthaftigkeit und Konzentration bei der Arbeit, die uns sehr angenehm in Erinnerung geblieben ist.
Alle unsere Fragen (und das waren viele) auch zu Details wurden sehr kompetent beantwortet und wir reisten in dem Gefühl ab, bei dieser Werft im Hinblick auf die Qualität der geleisteten Arbeit und die Qualifikation der Mitarbeitenden in guten Händen zu sein. Letztlich ist der Neubau eines Bootes eine Vertrauensfrage – der Auftraggeber kann nicht ständig vor Ort sein und/oder es fehlen ihm vielleicht auch die notwendigen Detailkenntnisse für eine qualifizierte Baubegleitung. Das nötige Vertrauen schien uns in diesem Falle gerechtfertigt zu sein.
Nach diesem Eindruck hielten wir eine laufende Bauaufsicht durch externe Dritte nicht für nötig und haben diese Entscheidung nicht bereut.